, Dominique Erni

Night Challenge 2024

Eindrücke der Night Challenge 2024

Dominique Erni, Skipper Poco Loco

 

Nach einem schwülheissen Nachmittag fand man sich ein vor dem Hafen Fallenbach, im wohltuenden Schatten der Rigi in lieblicher Abendstimmung, die ab und zu durchbrochen wurde von heissen, trockenen Fallböen, ein letztes Zucken des abflauenden Föhns. Die Böen waren nicht brutal, aber doch so giftig, dass die Trimmer gefordert waren. Und so wurde denn auch gestartet.

 

Etwas nach acht fassten die bunten Metasail-Spermien ihre Schwänzchen, die oberen grössere als die unteren, und aus schwärmten sie Richtung Westen. In unregelmässigem Takt, aber doch recht zügig, bewegten sie sich über das Gersauer Becken durch die Nasen, die üblichen Verdächtigen zuvorderst, wir mit etwas Verzug. Wie im richtigen Leben wurden die Unentschlossenen bestraft, diejenigen, die sich zuvor weder für rechts noch links entscheiden konnten.

Noch ist nichts verloren, dachten wir, und nach Passieren der Nasen wurden wir prompt überrascht von vielen wackligen weissen Lichtern, die uns immer näher kamen. Mittlerweile zog auch ein Gewitter auf mit Blitz und Donner, und so fühlten wir uns wie vor dem Weihnachtsbaum in der Disco: ein Haufen Kerzenlichter in der Dunkelheit, erhellt von einer blitzenden Discokugel, untermalt von fetten Donnerbässen. Verbunden mit dem weihnachtlichen Glücksgefühl, etwas geschenkt zu bekommen.

 

Kaum wollten unsere Hände nach der Bescherung greifen, besann sich der Windgott seines Gewissens und sprach Gerechtigkeit, indem er die Erstankömmlinge zur Rigi hinüberwinkte und sie dort mit einer frischen Brise versah, und fort waren sie im aufkommenden warmen Sommerregen.

 

Und es kam noch schlimmer. Kaum eine Stunde später baute sich vor allen eine graue, dreckige Wand auf, die mehr Kater verhiess als Party. Und so geschah es denn auch, es begannen nunmehr brutale Böen auf die night challenger zu krachen, von mehr als 30 kn war die Rede, und viele Boote waren mehr mit den Elementen beschäftig als mit einem kompetitiven Vorankommen. Wir z.B. schafften einen Ueberläufer, der erst während der Wende bemerkt wurde, wonach wir uns bilderbuchmässig im Abwettern eines Sturms mit Beiliegen übten. Bis wir wieder der ursprünglichen Idee unserer nächtlichen Uebung nachgehen konnten, vergingen Minuten. Der Trost, dass es andern Booten nicht besser ergehen sollte, kam erst am andern Tag.

Die X-Chromosomen an Bord unseres blütenweissen Metasail-Spermiums brachten die Möglichkeit der Umkehr zur Sprache, die mit meinem immergleichen Semannskommentar abgetan wurden: «No 5 Minute, de leuger mer». Und tatsächlich wndete sich die Stimmungskurve wieder nach oben, als dieser kurze, aber heftige Spuk sich wieder auflöste, zu kurz jedenfalls, um einen Quant-Luftkasten zu fluten. Und da nach Runden der Wendeboje Regattastrecke und Heimweg sich deckten, schickten wir uns wieder in den Race Modus, erst Recht als uns der schönste, regelmässigste Wind auf dem Rückweg nach Brunnen beschert wurde, den ich je erleben durfte an einer Regatta.

Die robusteren Yachten wussten ihren Vorteil zu nutzen und setzten sich während dem Unwetter ab. Auch die Cruiser begannen richtig zu performen und hielten exzellent mit. Ab der Wendeboje setzte sich ein Triumvirat ab, bestehend aus Segelwert, Blink und Nessy. Es entbrannte ein packender Dreikampf bis zum Ziel, wo sich Segelwert vor Blink vor Nessy durchsetzen konnte, mit einigen mickrigen Minuten Abstand.

 

Ein weiteres Kapitel des Vierwaldstättersee Adventure Cup 2024.