Gelbes / Grünes Band
Dank idealem Kurs und glücklichem Timing neue Rekordzeit obwohl nie > 12 ktn
Ostersonntag bei herrlichem, frühsommerlichem Wetter. Die Vorfreude aufs Segeln ist bei vielen schon gross, aber nicht alle Segelboote sind schon parat für die beginnende Saison. Die Zeit des schönen Wetters ist begrenzt, denn für den Nachmittag des Ostermontag ist eine Kaltfront angesagt mit Westwind von 50-80 km/h, später auch heftige Niederschläge und Schneefallgrenze bis ins Tal.
Während wohl die meisten überlegen, wie sie das schöne aber kurze Osterwetter optimal zu nutzen, erkennt ein engagierter Segler wie Urs Infanger, dass sich da an einem arbeitsfreien Tag eine Wetter-konstellation aufbaut, die geeignet sein könnte für eine neue Bestzeit im Wettkampf ums «Gelbe Band» des VC Cup. Es gilt die Strecke zwischen Luzern und Brunnen in weniger als 2h zu segeln, denn Urs hat kurz vor Weihnachten in 2019 zusammen mit seiner Tochter Nadine auf seiner X-99 Jinx die bisherige Bestmarke 2:03 h gesetzt.
In der WhatsApp Gruppe «Spontan Segeln» meldet sich Urs am Ostermontag um 8:43 Uhr: «SEHR spontan segeln …». Ein Telefonat mit Urs deutlich später klärt seine Ambitionen und, dass der Autor dieser Zeilen sein Vorschoter sein wird. Urs hat anscheinend noch andere Telefonate geführt, denn gegen 14 Uhr finden sich noch andere bekannte Skipper aus dem VC Cup im Luzerner Becken ein, so Kurt Wyrsch auf seiner X-332, leider allein ohne Crew, aus Brunnen haben sich Vater & Sohn Marty auf ihrer PY90 angekündigt und auch J70 «SuperBüsi» hat Ambitionen.
Genau wie in der Animation von MeteoSchweiz vorhergesagt trifft die Front im Luzerner Becken ein, doch ab Höhe Meggen kommt sie nur langsam im Kreuztrichter voran. Kurz nach 14 Uhr fahren wir über die Startlinie zwischen Kopfsteg Seepolizei und Hafen Tivoli, doch wir sind noch nicht ideal eingespielt, die Halsen könnten besser sein und auf Höhe Meggen wird klar, dass die Front noch nicht weit genug Richtung Süden vorangekommen ist. Wir entschliessen uns nochmal zurück zur Startlinie zu fahren für einen 2. Start.
Ziemlich genau um 14:48 Uhr überfahren wir zum 2. Mal die Startlinie und diesmal läufts viel besser. Wir sehen die PY90 der Marty auf dem Weg zur Startlinie und ahnen schon, dass es eng werden wird. Die Windmessung auf der X-99 zeigt in Spitzen knapp 30 ktn an und die Momente wo wir halsen richtet sich auch nach Zeiten mit etwas weniger Wind, damit das Manöver möglichst gut gelingt mit möglichst wenig Geschwindigkeitsabfall.
Urs realisiert einen fast idealen Kurs und wir kommen erfreulich gut bei der Nase durch. Im Gersauer Becken halten wir uns eher auf der Gersauer Seite, gegen 16 Uhr passieren wir die Anlegestelle der Fähre. Im ersten Teil des Gersauer Beckens hatten wir gefühlt weniger Boen - oder hatten wir uns schon zu sehr an den Wind gewöhnt ? – so dass wir mit dem Gedanken spielten den rund 90 m2 Gennacker zu setzen, aber nur zu zweit und alsbald wieder ausgeprägten Winddrehern haben wir diesen Gedanken wieder als zu riskant verworfen. Später gab es Phasen wo wir sogar am Wind segelten, Hauptsache in Fahrt bleiben.
Als wir nach 1:51.30 beim Hotel Waldstätterhof, die Verlängerung des 1. SGV Stegs kreuzten hatten wir das hoch gesteckte Ziel unter 2 h erreicht. Aber ob die X-99 von Urs weiterhin die absolute Bestzeit hält auch gegen PY 90 Nessi, das wurde erst später am Abend nach Auswertung der GPS Tracks bekannt. Zu Fotos oder Videos sind wir irgendwie nicht gekommen, aber dafür haben Heinz und Pascal ein paar Aufnahmen in YouTube geladen.
Danke Urs, es war ein tolles Segelerlebnis und sogar trocken bis auf die Heimfahrt nach Ruetenen, aber als die richtig kalten Temperaturen und heftigen Niederschläge kamen war dein Schiff schon wieder anständig vertäut und wir in Sicherheit daheim.
Michael Ribback